Open Air auf dem Gendarmenmarkt von seinem Produktionsleiter gerufen wurde, weil auf der Bühne ein Mann stand, wollte er wissen, was da los sei und lief mit einem Geschäftspartner Gerhard Kämpfe los, um nach dem nach dem Rechten zu sehen. Der Mann im Dunkeln war kein geringerer als der berühmte Sänger Chris de Burgh, der hier am nächsten Tag seinen Auftritt hatte. Er erklärte, dass er im Netz das Foto von dieser traumhaften Location im Zentrum Berlins gesehen hatte, und diese Szenerie einfach nur für sich ganz allein genießen wollte, bevor am Abend alles mit seinem Publikum teile. Später stellte sich heraus, dass der berühmte Sänger sowohl seinen Flieger nach Berlin als auch seine Hotelsuite extra auf einen Tag vorher umgebucht hatte, um diesen stillen Moment für sich genießen zu können. Die drei gingen in das Festivalzelt zurück und haben gemeinsam mit den Jazzlegenden Bill Ramsay und Gitte Haenning noch bis drei Uhr früh weitergefeiert.
Mario Hempel und Gerhard Kämpfe waren bereits am nächsten Vormittag wieder im Einsatz, während Chris de Burgh bis mittags ausschlafen konnte und erst um 15:00 Uhr wieder am Start war.
Diese Geschichte erzählt Mario Hempel mit einem Lachen, denn sie sagt alles über Classic Open Air aus: Es ist nicht nur für die Gäste ein absolutes Highlight, sondern auch für die Künstler. Die Liste der prominenten Musiker ist endlos: Vom weltberühmten Startenor José Carreras bis zur Rockgruppe Scorpions, von der großen Opernsängerin Montserrat Caballé bis zu Jazzgrößen wie Till Brönner: Bislang waren es über 12.000 Künstler und Künstlerinnen, die bei 160 Konzerten über 600.000 Besucher aus aller Welt begeistert haben.
Angefangen hat alles vor 30 Jahren. Der Geschäftspartner von Mario Hempel, Gerhard Kämpfe, war von einem Auftritt José Carreras auf der Kölner Domplatte so begeistert, dass er so einen Event auch in der Hauptstadt etablieren wollte. Es sollte ein ganz besonderes Festival vor einer einzigartigen Kulisse sein, und da bot sich der Gendarmenmarkt an.
1992 startete das Festival mit einem Konzert von José Carreras und einem zweiten, einem Rock-Pop- Symphonic-Konzert.
Kennengelernt haben sich Hempel und Kämpfe ebenfalls 1992 im Backstage- Bereich des Friedrichstadtpalastes, zu der Zeit als Mario Hempel mit seiner Sponsoring-Agentur gestartet ist, die er nach seiner Rockband aus DDR-Zeiten „Report“ benannt hat. Mit der Agentur ist Mario Hempel seit 30 Jahren immer noch erfolgreich im Business. Dennoch war es mitunter eine Berg- und Talfahrt, wie er betont. Es gab auch vor Corona mitunter finanzielle Engpässe, die er mit einem anderen Standbein ausgleichen musste.
Gleich nach Wende und Mauerfall baute Mario Hempel ein erfolgreiches Catering-unternehmen auf, das heute 500 Mitarbeiter zählt. Diese Mischung aus Kultur und Wirtschaft hat sich bis heute bewährt – sagt er, der beide Welten kennt und verbindet – denn ohne die Einnahmen aus seinem Unternehmen gäbe es das Classic Open Air vermutlich in dieser Form gar nicht mehr. Dieses Festival zeichnet sich noch durch eine weitere Besonderheit aus, erklärt Mario Hempel: Es handelt sich um eine rein privat finanzierte Veranstaltung, die seit 30 Jahren ohne öffentliche Fördermittel auskommt. Vielmehr profitiert die Stadt von einer sechsstelligen Miete, die für die fünf bis sechs Konzerttage (plus Auf- und Abbautage) auf dem Gendarmenmarkt berechnet werden und in die Kassen der Hauptstadt gespült werden.
Grundsätzlich kann erst ab 350.000 € Einnahmen der Platz bespielt werden, erst dann kommen die Künstler dran.
Also heißt es immer wieder: neues Jahr, neues Glück. Vieles hängt auch vom Wetter ab – zwar beginnt der Vorverkauf bereits im November des Vorjahres, aber man verkauft vier Wochen vor dem Festival nochmal so viel, wie in der ganzen Zeit davor. Wenn der Sommer schlecht ist, kaufen die Leute keine Tickets, sondern warten bis kurz vor Festivalbeginn. Wenn es dann immer noch regnet, wird es schwierig, denn bei gutem Wetter kommen nochmal bis zu 500 Gäste an die Abendkasse.
Neben Finanzen und Wetter kann jede Veranstaltung auch noch ihre ganz eigenen Herausforderungen haben: 2019 gab es bis zwei Wochen vor Konzertbeginn keine Elektrofirma, denn die bisherige war abgesprungen, weil sie anderweitig viel zu tun hatte.
So musste innerhalb kürzester Zeit eine neue Firma gefunden werden, die insgesamt sechs Kilometer Kabel verlegen musste. Es wurde ein Unternehmen in Gelsenkirchen gefunden, die das doppelte berechnete, und so passiert dauernd etwas Unvorhergesehenes. Kein Wunder, dass bei Mario Hempel keine Routine aufkommt und er auch nach 30 Jahren im Business vor jedem Event immer noch aufgeregt ist. Je dichter der Termin kommt, desto mehr ist zu tun, desto stressiger wird es.
Woraus zieht er seine Motivation? Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten: Insgesamt bringt diese Traditionsveranstaltung trotz allem wahnsinnig viel Spaß, man lernt viele Menschen kennen, und wenn das Publikum und die Künstler happy sind, ist es Mario Hempel auch!
Und weil er schon immer ein Macher war, der sich vieles als Autodidakt beigebracht hat, schreibt er seit vielen Jahren die nächste Erfolgsstory im Eventbereich: die Pyronale. Angefangen hat alles bei Veranstaltung „Cinema for Peace“, während der Berliner Filmfestspiele. Für diese Benefiz-Veranstaltung hatte Mario Hempel Sponsoren organisiert. Er saß mit seinen Freunden von der Rockgruppe Scorpions zusammen, als diese ihn baten, noch einen weiteren Stuhl für einen engen Freund dazuzustellen. Gesagt, getan, und so lernte Mario Hempel Peter von Loebbecke kennen, der damals neuer Geschäftsführer des Berliner Olympiastadions war. Dieser war auf der Suche nach Veranstaltungen, die Geld in die leeren Stadionkassen brachten, und so entwickelte Mario Hempel mit seinem Freund und Geschäftspartner Gerhard Kämpfe zwölf verschiedene Vorschläge. Übrig blieb die Idee mit einer Veranstaltung von Feuerwerken. Peter von Loebbecke war vorher Geschäftsführer der EXPO 2000 in Hannover, wo er bereits ein Feuerwerk-Festival gesehen hatte, das ihn begeisterte. Dort starteten die Teams nur einzeln und im Abstand von mehreren Tagen. Auch die ganz großen Veranstaltungen in Cannes und Montréal lassen die Mannschaften nur im 4-Tages-Rhythmus feuerwerken. Bei dem Konzept der Pyronale treten jedoch sechs internationale Teams aus der Weltspitze an einem Wochenende gegeneinander an, wobei die Tagessieger vom Publikum gewählt werden, und einen Pokal erhalten, den die Designerin Jette Joop kreiert hat. Für alle ist es ein großes Spektakel aus atemberaubenden Effekten und phantasievollen Kreationen, die das Publikum immer wieder neu begeistern. Dadurch dass die Pyronale kurz nach dem Sommermärchen – der Fußball-WM 2006, die in Deutschland stattfand – startete, war auch Berlin mit dem Olympia- stadion noch in aller Munde, und so verwundert es nicht, dass das Event in Deutschland 36 Mal im Fernsehen gezeigt wurde, aber auch weltweit große mediale Beachtung fand und in 126 Nationen in den Nachrichten erwähnt wurde. Der Startschuss für ein einzigartiges Feuerwerk-Festival war gelegt.
Ob die Classic Open Air oder die Pyronale, Mario Hempel ist nicht nur Vollblut Unternehmer, sondern auch Kulturliebhaber. Auch das ist sein Erfolgsrezept, sagt er, dass er in der Welt der Kunst ebenso groß geworden ist wie im Business. Und nicht ohne Stolz fügt er hinzu, dass für Chris de Burgh noch heute die Classic Open Air auf dem Gendarmenmarkt die schönste Location ist, auf der er während seiner jahrzehntelangen Weltkarriere auftreten durfte. Und schließlich hat sich Mario Hempel selbst noch ein tolles Geschenk gemacht: Vor kurzem hat er ein Buch mit den schönsten Momenten der letzten 30 Jahre des Festivals veröffentlicht: „30 Jahre Classic Open Air auf dem Gendarmenmarkt“. Und wer Mario Hempel kennt, der ahnt, dass in Zukunft noch weitere Seiten seiner Erfolgsstory folgen werden.