Volker Heun

I

    m Herbst stehen in den USA
    die Midterms an, Zwischen-
    wahlen, in denen der Kongress

und Teile des Senats neu gewählt werden. Gleichzeitig bedeutet das Halbzeit zwischen den Präsidentschaftswahlen 2020 und 2024.

Was viele nicht für möglich gehalten haben, ist die Tatsache, dass Donald Trump wieder für die Republikaner antreten wird, und dass ihm trotz aller Skandale der Vergangenheit große Chancen für eine Wiederwahl vorausgesagt werden. Es ist Zeit für eine Analyse über den Mann, der polarisiert.

Dass Donald Trump nur eineinhalb Jahre nach dem Sturm seiner Anhänger auf das Kapitol in Washington erneuter Präsidentschaftskandidat werden wird, hätten viele nicht gedacht. Aber schon als Unternehmer war er stets für Überraschungen gut und kam aus Niederlagen häufig gestärkt heraus. Vermutlich wohl auch als Ex-Präsident in der Politik. Die bislang einzige Alternative als Präsidentschaftskandidat ist Ron de Santis, Gouverneur von Florida, der das Rennen wohl nur machen kann, wenn Trump doch nicht antritt.

Was vielen Menschen nicht mehr gegenwärtig ist: Trump erzielte mit 74 Millionen Stimmen historisch das zweitbeste Ergebnis aller Präsidentschaftskandidaten (nachdem er bei der Wahl 2016 lediglich 63 Millionen Stimmen erhielt), Joe Biden erzielt 81,3 Millionen Stimmen und wurde dann Präsident. Interessant ist dabei, dass Trump dabei deutlich mehr Stimmen erzielte als noch bei seiner Wahl zum Präsidenten. Bemerkenswert ist: Er erhöhte den Anteil der schwarzen Wählerschaft auf 18 % im Vergleich zur vorherigen Wahl, in der ihn nur 13% Schwarze wählten, bei den Hispanics stieg die Anzahl der Trumpwähler von 28 auf 32 Prozent, was also fast ein Drittel seiner Wählerschaft ausmacht. 

Interessant ist die Beobachtung, dass Trumps Wähler eben keine Wähler im klassischen Sinn sind, sondern dass sie eher Fan-Charakter haben. Wenn ich Donald Trump im Mar a Lago Club während seiner Präsidentschaft getroffen habe, standen tausende Fans am Straßenrand, schwenkten die Fahnen und jubelten, während ich als Deutscher immer dachte, das wäre so in Deutschland nie möglich. Mir kam es fast vor, es handele sich um einen Popstar und nicht um einen Präsidenten.

Dabei verfügt Trump über eine breite Wählerbasis. Es ist falsch, dass Trump nur Stimmen aus der weißen Unterschicht bekommen, wie häufig in den Medien zu lesen war. Viele Unternehmer wählten ihn, da sie der Meinung waren, dass ein Unternehmer das Land wirtschaftlich weiterbringen kann. Diese Kompetenz wird auch die nächste Wahl entscheiden. Die USA sind aktuell einer großen Krise. Die Inflation schlägt zu und das Leben ist selbst für einen Normalverdiener kaum noch bezahlbar – die Preise für Lebensmittel, Benzin sowie Mieten steigen massiv an. 

Experten sind sich einig, dass Trump die letzte Wahl hauptsächlich deshalb verloren hat, weil er die Gefahren von Corona unterschätzte. Die Demokraten wussten dies perfekt zu nutzen und gewannen die Wahl. Genauso werden die Republikaner ihr Thema setzen und werden gerade wegen der hohen Inflation voraussichtlich die Wahl gewinnen, vermutlich sogar deutlicher als viele erwarten. Neben der Inflation liegen weitere Gründe auf der Hand. Die Biden-Administration konnte bisher nie richtig überzeugen und die Vize-Präsidentin Kamala Harris, für viele Demokraten Hoffnungsträgerin und Frau der Zukunft, tritt kaum in Erscheinung. Schon taucht ein alter Name am Horizont auf, der bei den Demokraten für die Präsidentschaftskandidatur gehandelt wird: Hillary Clinton. Die Prognose sei bereits jetzt gewagt: Sie würde gegen Trump chancenlos bleiben.

Die Biden-Administration hat sich selbst demontiert, insbesondere mit dem Truppenabzug aus Afghanistan. Bei dem überhasteten und planlosen Abzug des Militärs wurden Waffen im Wert von sieben Milliarden US-Dollar zurückgelassen und somit das Militär vor Ort massiv gestärkt. Zudem waren das Steuergelder, welche die USA jetzt dringen brauchen würden. Es ist aber hierbei auch zu erwähnen, dass der Truppenabzug bereits von der Trump-Administration bewilligt wurde und die Biden Administration für die Durchführung dann später zuständig war.

Ich denke, die Medien in der ganzen Welt würden sich freuen, wenn Trump wieder Präsident werden würden. Nicht, weil sie ihn so lieben, sondern eher, weil es dann wieder so viel zu schreiben gibt. Ich kann mich noch gut erinnern, dass gefühlt die ersten 80 Prozent der Pressemeldungen über Trump erschienen, die fast alle negativ waren. Danach kamen erst weitere Meldungen aus Deutschland und der Welt. Deutschland war führend mit den negativen Trump Nachrichten. Mein Appell an die Medien ist eine ausgewogene Berichterstattung – dazu gehören auch die positiven Dinge, wie beispielsweise die Steuersenkungen unter Trump, oder die wirtschaftliche Stärke der USA nebst Vollbeschäftigung vor der Corona-Zeit. 

Erwähnenswert ist auch, dass es unter seiner Präsidentschaft keine neuen Kriege gab, dieses war wohl seine größte Leistung. Aus den USA ist zu hören, dass es mit Trump eventuell nicht zu dem Ukraine-Krieg gekommen wäre, da er als Dealmaker wohl einen Deal mit Russland und der Ukraine gemacht hätte. Natürlich ist es immer schwer, dies im Nachhinein zu beurteilen, aber Putin hat nach dem Afghanistan-Desaster Joe Biden als schwachen Präsidenten gesehen und seinen lange geplanten Krieg gestartet. Dieser muss gestoppt werden, vor allem mit starken USA und einer starken NATO. 

Zurück zur Eingangsfrage, warum Trump so polarisiert? Der Hauptgrund dafür ist sicherlich seine Karriere als Unternehmer. Trump ist knallhart und hat als Unternehmer alle Ups and Downs erlebt, zudem erfüllt er nicht das Bild, das viele von einem normalen Politiker haben. Für viele ein weiteres Plus: Er zählt nicht zu dem politischen Establishment wie beispielsweise die Clintons.

Ihm ist America first wichtig und so sollen die Steuereinnahmen zunächst dem US-Steuerzahler zugutekommen und nicht weltweit investiert werden. Die Frage sei aus US-Sicht erlaubt: was ist daran so schlimm? Ein amerikanischer Präsident ist zunächst einmal für sein eigenes Volk da. 

Zudem hatte er im Nachhinein mit Einschätzungen recht gehabt, die in Deutschland keiner hören mochte. So prangerte er Deutschlands Abhängigkeit von russischer Energie an und mahnte die vereinbarten zwei Prozent vom BIP an die NATO zu zahlen, um eine verteidigungsfähige Allianz zu haben. Aufgrund des Ukraine-Krieges hat Deutschland mittlerweile eingelenkt und zahlt den vereinbarten Prozentsatz.

Sollten die Umfragen recht behalten und Trump wiedergewählt werden, so haben wir das als Deutsche oder Europäer zu akzeptieren, ob uns das gefällt oder nicht. Man muss Trump nicht mögen, aber seine 2. Chance hat er verdient, wenn das der Wille des amerikanischen Volkes ist.

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