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Eduard Prinz von Anhalt
Z
- um einen ist da seine
- Vorfahrin Katharina, die
- als einzige Frau der Weltgeschichte
den Zusatz die Große erhielt. Sie war und ist immer noch eine wichtige Persönlichkeit der Familie von Anhalt-Askanien.
Zum anderen besiegelte dieses besondere Vertrauen in Russland das Schicksal von Prinz Eduards Vaters Herzog Joachim Ernst. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm er nicht das Angebot von Amerikaner und Engländern an, mitsamt seiner Familie und dem kostbaren Schlossinventar mit in den Westen zu ziehen und sich vor den Sowjets in Sicherheit zu bringen. Er wollte die tausendjährige Heimat und seine Landsleute nicht verlassen und blieb. Im Sommer 1945 holten ihn die deutschen Stalinisten der „Gruppe Ulbricht“ von seinem Wohnsitz Schloss Ballenstedt in Sachsen-Anhalt ab und brachten ihn in das ehemalige KZ Buchenwald, wo er 1947 ermordet wurde. Russische Offiziere aber retteten dem dreijährigen Prinz Eduard, seiner Mutter und den vier Geschwistern das Leben, indem sie diese 1945 von dem Schloss in einer Nacht-und-Nebel-Aktion holten und in die britische Zone überführten. Damit retten sie mit Sicherheit die Familie davor in ein GULAG nach Sibirien gebracht zu werden.
Für die Familie Anhalt waren die Mörder ihres Vaters niemals die Russen, vielmehr deutsche Stalinisten. Gleich nach der Wende engagierte sich Prinz Eduard Präsident der Deutschen Lebensbrücke im damaligen Leningrad, dem heutigen St. Petersburg und versuchte, das was die Deutschen den Menschen dort im Zweiten Weltkrieg angetan hatten, durch medizinische Versorgung und Betreuung von armen alten Menschen zumindest etwas wieder gut zu machen. Der Bevölkerung ging es nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion dort besonders schlecht. Leningrads damaliger Bürgermeister Anatoli Sobtschak hat sein Engagement honoriert und verlieh ihm die Medaille Peter des Großen. Bei seiner dortigen Tätigkeit kam Prinz Eduard auch mit dem jungen Vize-Bürgermeistern Wladimir Putin und Dimitri Medwedew zusammen. So wichtig und wunderbar die deutsche Wiedervereinigung auch sein mochte, die von der deutschen Bundesregierung behaupteten Enteignungen als Bedingung wollte er von dem Initiator ganz genau erklärt haben. Deshalb kam er 1992 mit Präsident Michail Gorbatschow zu einem Gespräch zusammen. Dieser versicherte ihm eingehend, dass die Russen im Einigungsvertrag niemals auf die Enteignung des Eigentums zur Zeit der sowjetischen Besatzungszeit bestanden hatten. Dies sollten die beiden vereinten deutschen Staaten in einer gemeinsamen Verfassung bestimmen. Besonders Prinz Eduards Familie mit dem Schicksal seines Vaters als Verfolgter des Nationalsozialismus und Stalinismus müssen man rehabilitieren und sein Eigentum zurückgeben. Dafür ist der Prinz den Russen noch heute sehr dankbar, auch wenn die Regierung Kohl sich nicht darangehalten hat.
Alle diese Ereignisse und persönlichen Erlebnisse mit Russland und den Menschen dieses größten Landes der Welt sind für Prinz Eduard so wichtig, dass er meint seine Meinung sagen zu müssen. Er gibt zu bedenken, dass jede Nation sein eigenes politisches Erbe hat und darauf aufbauen muss. Nach dem Ende der Zarenherrschaft, dem mörderischen Stalinismus und der allmählichen Annäherung an den Westen braucht ein Land mit rund 150 Millionen Bürgern und der größten Fläche der Welt nicht die Ratschläge von Nationen mit großer demokratischer Erfahrung. Russland oder China vorschreiben zu wollen, wie es organisiert und regiert werden muss, zeugt von Arroganz und historischen Unverständnis. Daher sollte sich besonders Deutschland davor hüten, einem anderen Land zu erzählen, was für ein System es haben sollte. Wir haben selber kaum eine richtige demokratische Tradition, gibt er zu bedenken. Russland ist anders, die Menschen dort sind anders und sie erwarten auch von einer Regierung etwas anderes, davon ist Prinz Eduard überzeugt. Ebenso ist er davon überzeugt – nach vielen Reisen und Gesprächen insbesondere mit Russen deutschen Ursprungs, dass der weitaus größte Teil aufrichtig – schon aufgrund der wirtschaftlichen Voraussetzungen und nötigen Modernisierungen ihres ungeheuer großen Landes – hinter ihrem Präsidenten Putin steht. Dass es wie immer und überall auch Gegner seiner Politik gibt, dürfte keinen wundern. Dass die Sicherheit Russlands immer im Vordergrund steht, wenn es um das Vordringen der NATO nach Osten geht, sollte jedem objektiven Betrachter verständlich sein. Auch die Chinesen kennen und haben keine Demokratie, nennt sich immer noch Kommunisten und haben dennoch heute mehr Milliardäre als alle anderen Länder zusammen. Wenn man Kommunismus und Kapitalismus richtig kombiniert und die Mehrheit der Menschen ebenfalls auf eine bessere Zukunft hoffen können, haben wir nicht die Berechtigung, daran herumzumäkeln. Wir müssen sehen, mit diesen Ländern in Frieden zu leben, die wirtschaftliche Konkurrenz als vereintes, starkes Europa annehmen und uns nicht von anderen Großmächten instrumentalisieren lassen, ergänzt Prinz Eduard.
Und welche Aufgaben sieht er für sich persönlich in der deutsch-russischen Völkerverständigung? Der Prinz gibt zu bedenken, dass er alles nur auf kleinerem Level machen kann. Beispielsweise gibt es ca. 10.000 Kunstwerke, die nach dem Krieg in die Sowjetunion geschafft wurden. Allein in der Eremitage in St. Petersburg, eine der weltweit größten Kunstsammlungen, soll es in den Kellern 700 Gemälde aus dem Familieneigentum geben. Er sieht seine Aufgabe darin, diese Kunst dort herauszuholen holen, zusammen mit russischen Freunden in einer Stiftung einzubringen, sodass die Eigentumsfrage gar nicht mehr im Vordergrund steht, sondern diese Stiftung der Eigner dieser Kunst wird. Diese kann dann in Deutschland, Russland und weltweit ausgestellt werden, ohne dass ein Dritter Ansprüche erheben kann.
Da die Museen in Russland nicht die besten Lagerbedingungen haben, ist es sein Wunsch, dass die Gemälde dort möglichst schnell herauskommen und restauriert werden sollten.
Auch das Schloss von Katharina der Großen in Zerbst bei Dessau wäre ein geeigneter Platz für die Sammlung. Aktuell ist es leider eine Ruine, aber es gibt Anfragen und Bestrebungen aus Russland, dieses Schloss wieder aufzubauen. Das wäre ein Traum von ihm, wenn hier ein deutsch-russisches Zentrum unter dem Namen Katharinas entstehen würde.
Und natürlich wünscht er sich zudem Frieden und Zusammenhalt zwischen beiden Ländern, aber auch dass Russland ein Teil Europas wird, und wir mit den Ressourcen dieses großen Landes ein gemeinsames Europa mit einer starken Ökonomie aufbauen können. Etwas Hoffnung hat er, denn vor einiger Zeit war Prinz Eduard in Russland auf einem Symposium mit dem Titel von „Lissabon nach Wladiwostok“. Natürlich gibt es dagegen großen Widerstand von anderen Wirtschaftseinheiten, doch so utopisch es klingen mag, Experten und Ökonomen halten das durchaus für machbar, aber nur wenn es dem gemeinsamen Europa endlich gelingt, die alten historische Gegensätze zu überwinden.
Für ein wirtschaftlich und politisch starkes Europa ist die ausgewogene Beziehung zu Russland mehr denn je wichtig, davon ist Prinz Eduard als engagierter Brückenbauer zwischen Ost und West fest überzeugt.
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