Volker Heun

W

    er denkt bei Monaco nicht gleich an Formel 1,
    Spielcasino und Mega-Yachten, die im Hafen
    vor der beeindruckenden Stadtkulisse liegen?

Der Name ist für Menschen auf der ganzen Welt Inbegriff von Luxury Lifestyle und Savoir Vivre. Seit Jahrhunderten steht dem zweitkleinsten Staat Europas (nach Vatikanstadt) die Fürstenfamilie der Grimaldis vor, die vor allem mit Fürst Rainier und seiner Ehefrau, der Hollywoodschauspielerin Grace Kelly, in früheren Jahren für Glamour und Schlagzeilen sorgten. Doch die Zeiten haben sich geändert, und so verwundert es nicht, dass nicht nur der Jetset das Geschehen dominiert, sondern auch andere Themen in dem Fürstentum im Fokus stehen.

Ganz besonderen Anteil daran hat Fürst Albert von Monaco. Der 64-jährige Regent des Fürstentums Monaco, Ehrendoktor und Honorarprofessor für International Studies am Tarrant County College, hat eine Passion: Er will das Bewusstsein der Menschen für die Umwelt schärfen. Ob bei seinen Reisen zum Nord- oder Südpol – sein Credo lautet immer: „Erhaltung und Verbesserung der Qualität der Weltmeere“. Wie ernst es der Regent damit meint und wie sehr er selbst Klimavisionär und Klimapragmatiker ist, zeigt sich er nicht nur durch die reichhaltige Fülle von Projekten, sondern an seiner Entschlossenheit, dem menschengemachten Klimawandel entschieden den Kampf anzusagen.

Wie entschlossen er ist, zeigt, dass das kleine Fürstentum bereits 2006 das Kyoto-Protokoll ratifizierte, sich seit 16 Jahren für die Reduzierung von CO2-Emissionen einsetzt und sich das Thema der Erneuerbaren Energien als Primärziel auf die Agenda geschrieben hat. Mit seiner „Fondation Prince Albert II de Monaco“, einem internationalen Netzwerk, dem renommierte Wissenschaftler, Adlige und Entrepreneurs gleichermaßen angehören, unterstützt er den Bau nachhaltiger Entsalzungsanlagen, fördert die Erforschung neuer Pflanzen zur Gewinnung von Biogas sowie den Erhalt der Artenvielfalt im Bereich der europäischen Vogelwelt. Als Schirmherr der „Billion Tree Campaign” der UNEP setzt sich Fürst Albert II. für die Wiederaufforstung ein und engagiert sich für das energieeffiziente Bauen.

Auf der Website der Stiftung von Fürst Albert findet sich unter www.fpa2.org die Vielzahl der Aktivitäten vom Erhalt und Wiederherstellung von Korallenriffs bis zum plastikfreien Mittelmeer.

Verantwortung verpflichtet, das weiß keiner besser als er, denn schon sein Vater Rainier galt als Vorreiter in Sachen Umweltschutz, gründete zum Schutz der französisch-italienischen Mittelmeerküste eine Umweltzone und war einer der ersten, der sich für eine Regelung des Walfangs aussprach. Fürst Albert II. ist in diese Fußstapfen getreten, führt das große Erbe fort und setzt eigene, neue Akzente. Sei es beim Ausbau der E-Mobilität und anderer alternativer Antriebsmethoden im Fürstentum oder dem Bio-Monitoring-Programm, das die Qualität des Meereswassers und die Auswirkung auf die Organismen untersucht. Schon 2009 plädierte Fürst Albert für ein Handelsverbot des vom Aussterben bedrohten Roten Thunfisches. Nachhaltige Fischerei einerseits sowie der Kampf gegen die Versteppung und die Aufforstung andererseits stehen ebenfalls im Fokus von Albert II. Der Monegasse weiß, dass sich der Klimawandel nur gemeinsam begegnen lässt und es eines globalen Engagements aller bedarf. So fordert Albert II. von Monaco auch ein Umdenken hin zur „Clean Mobility“, denn die Klimasituation verlangt, dass wir die Art und Weise, wie wir reisen, arbeiten, konsumieren und uns ernähren, ändern. Wir wissen mit Sicherheit, dass sich unser Klima in einer sehr beschleunigten Weise ändert.

Mitunter ist es jedoch eine Herausforderung, die eigenen Ziele und Visionen mit der Realität zu vereinen. Fürst Albert gelingt aber auch dieses auf kreative Art und Weise zu gelingen: Da Monaco nur knapp zwei Quadratkilometer groß ist, geht dem Fürstentum der Platz für neue hochpreisige Wohnprojekte aus. Dafür hat man eine kreative Lösung gefunden: Bis 2025 soll entlang der Küste der neue Stadtbezirk Portier Cove entstehen, für den dem Meer sechs Hektar Land abgerungen werden. 60.000 Quadratmeter an Wohn- und Geschäftsflächen sollen hier entstehen. In fünf Wohnhäusern und 14 Villen wird Platz für 1000 Menschen sein. Eines der Wohngebäude wurde von Stararchitekt Renzo Piano entworfen – es wirkt, als würde es über der Strandpromenade, die sechs Meter über dem Wasser liegt, schweben. Geplant sind außerdem ein Park, ein Hafen für 30 Boote und ein Hauptplatz. Für den neuen Stadtteil wurde der Meeresgrund ausgebaggert. 18 Senkkästen aus Beton die jeweils 10.000 Tonnen wiegen, fungieren als Ufermauer. Das neu entstandene Areal wird dann mit 600.000 Kubikmetern Sand aus Sizilien gefüllt. Bis 2025 sollen die dazugehörigen Gebäude fertig sein. Die Erweiterung wurde so geplant, dass sie den Konturen der existierenden Küste folgt, um die Strömungen nicht zu beeinflussen. Der Bezirk soll ein ökologisches Vorzeigemodell werden: Hier wird es keine Autos geben. 40 Prozent der Energie werden aus erneuerbaren Quellen stammen. Unzählige Steine mit unter Naturschutz stehenden Algen, Steckmuscheln und Neptungras wurden bereits umgesiedelt.

Monaco vereint dank des unermüdlichen Einsatzes des Fürsten ultimative Innovationen mit Nachhaltigkeit. Dabei bewegt er sich weltweit auf Foren und regiert gleichzeitig sein Fürstentum mit selbstloser Gerechtigkeit. Statt zu kritisieren, können sich andere Staaten daran durchaus ein Beispiel nehmen.

Dass sich Fürst Albert seit Jahren für die Umwelt einsetzt, tut dem Luxury Lifestyle in Monaco keinen Abbruch. Vielmehr zeigt es, dass dieser Mann zwei Welten vereint, die auf den ersten Blick gar nicht so recht zueinander passen scheinen und das macht ihn zu einem ganz besonderen Visionär.

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