Stefan Koslowski

D

    ie Geschichte des
    Hotel Adlon beginnt
    mit ihrem Gründer und

Eigentümer Lorenz Adlon, der sich schon zuvor in Berlin als Gastronom mit Restaurants sowie als Weingroßhändler einen Namen gemacht hatte. Bereits in den 1920er Jahren eine Legende, erlebte das Hotel die Höhen und Tiefen deutscher Geschichte direkt am Brandenburger Tor hautnah mit, um acht Jahre nach dem Mauerfall wiedereröffnet zu werden und in neuem Glanz zu erstrahlen. Die Berliner hatten endlich ihr Adlon – eines der bekanntesten Hotels Deutschlands – wiederbekommen.

Michael Sorgenfrey, Managing Director des Adlon, blickt gern auf diese Zeit zurück, denn er ist schon damals bei dem Re-Opening dabei gewesen und hat viel Herzblut in das Hotel investiert. Danach erfüllte er sich mit einer Tätigkeit im Oriental Hotel in Bangkok einen großen Traum. Nach drei Jahren wurde er wieder vom Adlon Kempinski angesprochen, um 2002 als Hotel Manager und stellvertretender Direktor zurückzukehren. Danach ging es für ihn weiter als Direktor in London, wo er gleich für zwei Hotels verantwortlich war, und schließlich kam er ein drittes Mal als Vice President für Middle East and Africa zur Kempinski Group. Als ihn dann das Adlon rief – ebenfalls zum dritten Mal – zögerte er nicht lange, denn für jeden Hotelier ist es das Größte, eines der legendärsten Hotels in Deutschland führen zu dürfen. Und so schließt sich für Michael Sorgenfrey der Kreis im Adlon, wo er seit Anfang 2020 Hoteldirektor ist.

Das Luxushotel am weltberühmten Boulevard Unter den Linden ist ein Treffpunkt für Staatsoberhäupter, Politiker, Stars, Intellektuelle, Künstler, Designer und Unternehmer – und nicht zuletzt für die Berliner. Dabei verfügt das Adlon über 385 Zimmer inklusive 78 Suiten, zudem ergänzen drei Restaurants – zu denen auch das mit zwei Michelin-Sternen gekrönte „Lorenz Adlon Esszimmer“ gehört – sowie zwei Bars das Angebot für die anspruchsvollen Gäste aus aller Welt. Die einzigartige Lage, die legendäre Geschichte, die exklusive Ausstattung und der vollendete Service machen das Hotel Adlon auch zum Mittelpunkt für Kongresse, Tagungen und Veranstaltungen gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Art. Zwei prächtige Ballsäle sowie 15 individuell gestaltete Konferenzräume und Salons werden allerhöchsten Ansprüchen gerecht. 2019 gab es hier 1130 nationale und internationale Veranstaltungen, Konferenzen, Events. Das größte Ereignis war in den zurückliegenden Jahren sicherlich der Bundespresseball mit 2300 Gästen.

Was macht für einen Mann wie Michael Sorgenfrey, der in den besten Häusern weltweit gearbeitet hat, den Reiz des Berufes eines Hoteldirektors aus? Er überlegt nicht lange und erklärt, für ihn ist das ein Beruf im Wortsinn: eine Berufung und nicht irgendein Job. Und das, fügt er lächelnd hinzu, obwohl er in einer Familie groß geworden ist, in der keiner in der Hotellerie gearbeitet hat. Seine Mutter gab ihm jedoch den Anstoß, weil er schon in Jugendjahren im Haushalt und Garten mitgeholfen hat. So wurde er Zuhause zu diesen Tätigkeiten angeleitet und hat seine Ausbildung 1985 im berühmten Atlantic Hotel in Hamburg zum Koch gemacht; danach wechselte er auf die andere Seite der Alster in das nicht weniger vornehme Hotel Vier Jahreszeiten, um dort eine zweite Ausbildung im Hotelfach zu absolvieren. Diese beiden Fünf-Sterne-Hotels haben dazu beigetragen, die große internationale Tür der Hotellerie für ihn ein Stück weit zu öffnen, und dann hat es ihn gepackt. Was er besonders an seiner Tätigkeit schätzt, ist die Vielfältigkeit, die dieser Beruf mit sich bringt: mit Menschen zu arbeiten, ob mit Gästen oder Mitarbeitern, der Internationalität und den verschiedenen Kulturen, die er kennenlernen durfte.

Bei dem Umgang mit den Gästen, spornt es Michael Sorgenfrey an, diese begeistern zu können und ihnen wunderschöne Erlebnisse zu bieten. Das Ganze geht natürlich nur im Teamwork, denn alleine kann er wenig ausrichten – nur zusammen sind sie stark, ergänzt der Hoteldirektor. Dabei ist auch Kreativität gefragt, um den Gästen mit einem aktuell reduzierten Team ein zweites Zuhause zu bieten. So finden sie Annehmlichkeiten im Zimmer, beispielsweise einen Bademantel mit persönlichen Initialen, einer leckeren Adlon-Torte und einem Cappuccino. Dem Gast soll es an nichts fehlt, auch was die Vielfalt angeht.

Bei allem Handeln ist Diskretion das A und O, sie prägt auch den Alltag eines Luxushotels, gerade auch im Adlon, das in der Hauptstadt und in den Medien allgegenwärtig ist. Michael Sorgenfrey erinnert sich besonders an den Aufenthalt von Michael Jackson vor vielen Jahren. Dem King of Pop zu begegnen und mit ihm einen persönlichen Austausch zu haben, war durchaus ein Höhepunkt in seiner Tätigkeit. Besonders in Erinnerung ist ihm auch eine bekannte internationale Popgruppe (hier ist sie wieder, die Diskretion, ein Name ist dem Hoteldirektor nicht zu entlocken), die sich jeden Morgen frisch gemolkene Kuhmilch von einem Bauernhof liefern ließ. Und für arabische Gäste wurde das Bad umgebaut, um es mit einem mitgebrachten Badestuhl ausstatten zu können. Ein anderer Gast ließ die Badewanne mit 1.000 Rosen füllen, um seiner Frau ein besonderes Geschenk zu machen; da ist es klar, dass bei so vielfältigen Wünschen der Gäste niemals Routine aufkommt. Jeder Tag ist anders, nur eins ändert sich meistens nicht:

Michael Sorgenfrey beginnt immer mit einer Runde durch das Hotel, begrüßt die Mitarbeiter, geht in die Küche und unterhält sich auch gern einmal mit dem Spüler. Ihm ist wichtig, dass er ein Chef zum Anfassen ist, der sein Haus nicht vom Schreibtisch aus leitet, denn die Mitarbeiter sind die Säulen des Hauses, und denen gegenüber lebt er eine offene und transparente Kultur vor. Auch jeder der 60 Auszubildenden weiß, dass sein Wort Gewicht hat. Dadurch erfährt jeder Mitarbeiter, dass er ein wichtiger Mosaikstein ist, der zu einem Gesamtbild und zum Erfolg des Hotels beiträgt. So entsteht ein bleibendes Bild, das sich der Gast macht, wenn er im Adlon wohnt und vor allem, wenn er das Haus wieder verlässt und seinen Aufenthalt in Erinnerung behält. Diese Impressionen trägt er in die weite Welt hinaus, berichtet Freunden und Kollegen davon und kommt eines Tages wieder.

Und wie sieht die Unternehmensphilosophie von Michael Sorgenfrey aus? Die Vision für ein Unternehmen, eine weltweit führende Luxusmarke zu sein, verwirklicht durch die Mitarbeiter, das treibt ihn an, erklärt er – dabei sind Loyalität, Ehrlichkeit und Respekt die Grundlage des Miteinanders. Der Gast spürt diese Authentizität sofort, denn die Freundlichkeit der Mitarbeiter ist nicht aufgesetzt.

Aktuell ist natürlich Corona eine große Herausforderung für Michael Sorgenfrey. Mit Blick in die Zukunft hofft er, dass bis Ende des Jahres 2021 genügend Impfstoff zur Verfügung steht. Das ist das große Ziel, denn erst dann kann man davon ausgehen, dass der deutsche Markt wieder anfängt zu reisen, dass Städtereisen nach Berlin wieder auf dem Programm stehen, und auch der internationale Business-Gast wieder Messen und Kongresse in der Hauptstadt besucht.

Glücklicherweise hat sich das Adlon ebenso wie die gesamte Kempinski Group gut auf die Corona-Thematik eingestellt. Gleich zu Beginn der Pandemie wurde ein nationales und internationales Konzept eingeführt. Es nennt sich White Glove Services und ist darauf ausgerichtet, Hotels sicherer zu machen, auf Einhaltung der Abstände zu achten, Handys zu desinfizieren, Trennwände aufzubauen und Masken auf den Zimmern zu verteilen. Für das, was heute selbstverständlich ist, war die Kempinski Group mit dem Adlon Vorreiter und hat weltweit positives Aufsehen erregt.

Und seit Ostern 2021 gibt es in dem Adlon Spa by Resense die “Adlon Kempinski Teststation Behrenstraße”. Hier werden die Mitarbeiter verpflichtend bis zu drei Mal wöchentlich auf COVID-19 getestet. Auch die Gäste des Hotels können sich über einen eigenen Buchungslink dort zum Testen anmelden. Für Veranstaltungen ab 30 Personen können Schnelltests oder PCR-Tests für die teilnehmenden Gäste in einer separaten Pop-up Teststation im Hotel vorgenommen werden, was ein weiterer wichtiger Schritt zu mehr Sicherheit ist. Denn gerade in Krisenzeiten ist es wichtig, kreativ zu sein, denn eine Krise ist auch immer eine Chance, um Dinge positiv anzuschieben, ist Michael Sorgenfrey überzeugt.

Und was wünscht er sich für die Zukunft? Die Antwort kommt schnell: Dass Luxus und Lifestyle im Hotel weiter gelebt werden und dass die Städte wieder besucht werden. Dass sich die Gastronomie wieder öffnen kann und Lifestyle-Magazine wie der WORLD ECONOMIST auf den Tischen der Hotels und Restaurants liegen und es heißt: Es geht wieder los!

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