Eduard Prinz von Anhalt

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    as Pflegen von Traditionen wird
    auf Schloss Ballenstedt seit
    jeher großgeschrieben, umso

schöner, wenn es gleich zwei gute Gründe gibt, diese feierlich zu begehen. So wurde bei einer Doppelveranstaltung bei schönstem Maiwetter die Investitur 2022 – die Verleihung des Ordens „Albrecht der Bär“ – sowie der 80. Geburtstag von Schlossherr Eduard Prinz von Anhalt Herzog zu Sachsen, coronabedingt nachträglich begangen. Insgesamt waren 140 Gäste geladen, die aus Nah und Fern anreisten, darunter des Prinzen Familie mit Kindern und Enkeln sowie zahlreiche Freunden und Bekannte, ebenso wie der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Dr. Reiner Haseloff. 

Das Festprogramm hatte zahlreiche Höhepunkte, so beispielsweise die Einweihung der neuen Statue des großen Vorfahren „Albrecht der Bär“ im Schlosshof von Ballenstedt. Er trägt das Antlitz von Gastgeber Eduard, ist zeitgemäß von seinem Podest heruntergestiegen und steht mit den Besuchern auf Augenhöhe, lässt sich anfassen und Selfies mit sich machen.

Die Idee zu der Statue und deren Gestaltung kam vom Organisator der jährlichen Investitur und dem Fraktionsvorsitzenden der Linken von Ballenstedt Karl-Heinz Meyer, der dafür 2019 das Großkreuz des Askanischen Hausordens Albrecht der Bär erhielt. Die Umsetzung des Entwurfs erfolgte durch den Metallgestalter Jochen Müller aus der nahen Kaiserstadt Quedlinburg.

Fragt man Prinz Eduard nach der Geschichte des Ordens, erfährt man Interessantes: „Der Orden und Albrecht der Bär gehören zu unserer Dynastie der Askanier seit dem 12. Jahrhundert. Albrecht zog von Ballenstedt aus dem Harz in Richtung Osten und gründete die Mark Brandenburg. Dabei legte er den Grundstein askanischer Geschichte und Kultur, die wir durch die Verleihung seines Ordens als Anerkennung für verdiente Mitstreiter und Mitstreiterinnen einmal im Jahr verleihen.“  

Albrecht der Bär wurde um das Jahr 1100 in Stendal geboren, starb 1170 und ist in Ballenstedt, dem Geburtsschloss des Prinzen beigesetzt worden. Drei anhaltische Fürsten taten sich im 18. Jahrhundert zusammen und benannten ihren Hausorden nach ihm.

Nach der Wiedervereinigung aktivierte die Familie mit Ordensträgern aus der Vorkriegszeit den Orden und so kommen seit 1995 rund vierzig Damen und Herren durch ihre Verdienste zu dieser Gemeinschaft dazu. 

Ein ganz anderer historischer Höhepunkt und eine Extraklasse für sich war die Präsentation eines Mercedes 540 K von 1937, ein Modell, das bereits der Prinzen-Vater besaß. Die Initiative ging von Klaus Kienle aus, dem Geschäftsführer von KIENLE Automobiltechnik GmbH in Heimerdingen, einem der renommiertesten Oldtimer-Restaurateure weltweit. Der Firmeninhaber chauffierte dieses ebenso wertvolle wie seltene Exemplar persönlich, während Prinz Eduard die Fahrt als Beifahrer sichtlich genoss. Dieser kannte dieses Mercedes-Modell aus den Erzählungen seiner Mutter. Sein Vater Herzog Joachim Ernst fuhr oft mit erhöhter Geschwindigkeit durch die engen Dörfer seines ehemaligen Herzogtums und dabei gelang es ihm nicht immer, Hühnern oder Enten auszuweichen. Die betroffenen Bauern waren ihm jedoch nicht böse, denn der beliebte Herzog hielt sofort an und bezahlte gute Preise für das gerade „erlegte“ Federvieh.

Traditionen wurden bei dieser Doppelfeier in jeder Hinsicht gelebt und so verwundert es nicht, dass Eduard Prinz von Sachsen-Anhalt abschließend verrät, was ihn besonders bewegt: Sein im Dezember 2021 erschienenes Buch „Das verfluchte Jahrhundert“ erfreut sich großer Beliebtheit. Dabei handelt es sich um eine Doppelbiografie über seinen Vater und sein eigenes Leben. Über das Haus Askanien und die Fürsten sowie Herzöge von Anhalt gibt es zwar sehr viel Literatur, doch was mit der Dynastie im 20. Jahrhundert geschah, blieb vorerst Prinz Eduard überlassen. Der Inhalt bezieht sich auf das, was ihn als heimatlosen Prinzen begleitet hat sowie auf Hören und Sagen von Familienmitgliedern und Zeitgenossen aus Anhalt. Auch wenn das Buch nicht einem genau recherchierten Geschichtsbuch entspricht, so ist es ein interessanter Überblick über ein bewegtes Leben in einer Dynastie, die seit über 1.000 Jahren Bestand hat.

Neben allen Highlights und gutem Essen aus Produkten des Harzes, führten die Gäste anregende und unterhaltsame Gespräche, sodass die Stimmung sich ganz in dem sonnigen Frühlingswetter widerspiegelte – und das Fest auf Schloss Ballenstedt hat gezeigt, dass Tradition und Lebensfreude auch heute, wie gerade bei dem 70jährigen Thronjubiläum in England, auch hier durchaus gut zusammenpassen.

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