Skulpturen im Außenbereich, großformatige Gemälde und Fotografien im Inneren der Kunsthalle – unter anderem ein Stierkopf mit Schmetterlingen, der an ein Objekt des britischen Künstlers Damien Hurst erinnert –, aber auch Exponate der klassischen Moderne sind hier wirkungsvoll in Szene gesetzt.
Wir befinden uns jedoch nicht in der Tate Modern im pulsierenden London oder dem Centre Pompidou in Paris, sondern in der mSE Kunsthalle, die sich auf 500 Quadratmetern im beschaulichen bayerischen Unterammergau zwischen Bauernhöfen und Weiden findet.
Realisiert hat diese besondere Location Christian Zott. Er berichtet voller Begeisterung und Leidenschaft von seiner Vision, die hier 2019 Realität wurde. Seit mehr als 30 Jahren sammelt er Kunst, hat die wirtschaftliche Grundlage für diesen wahrgewordenen Traum aber mit seiner Firmengruppe im Bereich Supply Chain Management und IT gelegt. Als erfolgreicher Unternehmer war er in den vergangenen Jahrzehnten beruflich weltweit unterwegs. Dennoch war es ihm ein großes Bedürfnis, seiner Heimat, der er sehr verbunden ist, etwas zurückzugeben.
2011 hat sich Christian Zott eine Auszeit von sieben Monaten gegönnt und ist zu Fuß von Lissabon nach Istanbul gelaufen, um den Kopf freizubekommen, aber auch um seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Raum für selbständiges Handeln zu geben. Er hatte das Vertrauen, dass sein Management-Team das Unternehmen verantwortungsvoll voranbringen und eigenständig führen kann. Verantwortliches Handeln kann nur verlangen, wer bereit ist, Verantwortung zu übergeben, sagt Christian Zott. Dieser Grundsatz hat sich bewahrheitet.
Bei seinem Weg durch Europa kam ihm auch der Gedanke, seine Kunstsammlung für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Doch nur bei dem Gedanken einer Kunsthalle beließ es der kreative Geschäftsmann nicht, denn die Besucher sollten ihren Kunst- und Kulturgenuss in einem Hotel und Restaurant kulinarisch abrunden können.
So entstand ein Dreiklang, der neben der mSE Kunsthalle durch das Hotel LARTOR und das Restaurant HIERONYMUS vervollständigt wurde. Die Innengestaltung der Häuser ist wesentlich von Christian Zotts Ideen geprägt, die Architektur der drei Gebäude, die sich harmonisch in die Landschaft einfügen, bildet einen modernen Kontrast zu den umliegenden Höfen.
In der mSE Kunsthalle finden sich zahlreiche Werke zeitgenössischer Maler und Fotografen, beispielsweise Arbeiten der spanischen Malerin Lita Cabellut oder des deutschen Künstlers Tobias Köbsch. Aber auch die bedeutendsten Bildhauer Deutschlands des frühen 20. Jahrhunderts sind zu sehen: Skulpturen etwa von Ernst Barlach und Wilhelm Lehmbruck bilden eine stimmige Ergänzung zu den gegenwärtigen Positionen.
Ein einzigartiges Projekt zieht die Aufmerksamkeit des Besuchers auf sich: KAIROS. DER RICHTIGE MOMENT. Inspiriert ist diese Dauerausstellung durch Kairos – den griechischen Gott für den richtigen Moment einer Entscheidung – und den Gedanken, dass die europäische Kunstgeschichte aus einer Fülle von Entscheidungen besteht, die bestimmen, welche Werke wir sehen – und welche nicht. Weit mehr als 90 Prozent der geschaffenen Kunst ist für die Öffentlichkeit nicht sichtbar, sondern wird in den Archiven der Museen verwahrt.
Die zeitgeschichtlichen Ereignisse und kulturhistorisch bedeutsamen Momente der vergangenen 2.000 Jahre, die von den Meistern ihrer Epoche nie gemalt wurden, werden in „KAIROS. Der richtige Moment“ mit Leben gefüllt. Der Maler Wolfgang Beltracchi und der Fotograf Mauro Fiorese füllen diese Leerstellen der Kunst mit ihren Werken auf. Dabei wirft die Ausstellung einen Blick auf das bislang Ungesehene in diesen Epochen, auf vergessene Werke und auf solche, die nie entstanden sind. Die Ausstellung verbindet Vergangenheit und Gegenwart und untersucht aus zeitgenössischer Perspektive nicht nur, was war, sondern zeigt pointiert auch das, was hätte sein können.
Wer nach so viel Kultur noch weitere Genussmomente erleben möchte, kommt im Restaurant HIERONYMUS auf den Geschmack, dessen Küche internationale Aromen mit regionalen Produkten verbindet. Auch hier sind zahlreiche Originalwerke ausgestellt und über allem hängt in luftiger Höhe ein gläserner, begehbarer Weinkühlschrank mit einem Gewicht von 13 Tonnen. Wer noch mehr Zeit in einem einzigartigen Ambiente in idyllischer Landschaft verbringen möchte, findet in einem der zwölf individuell eingerichteten Zimmer des Hotels LARTOR eine wunderbare Übernachtungsmöglichkeit.
Bei allem, was Christian Zott geschaffen hat, ist er bodenständig geblieben. Das Erreichte erfüllt ihn nicht mit Stolz, sondern mit Dankbarkeit, betont er. Eine Art altruistischer Hedonismus ist es für ihn, seine Leidenschaft zu teilen, anderen Menschen Kunst und Genuss in einem besonderen Ambiente zugänglich zu machen. Dass aus dieser Vision Realität wurde, zeigt, dass Kairos nicht ohne Chronos auskommt. Die vielen Eindrücke an diesem besonderen Ort lassen den Besucher die Zeit auf angenehmste Art und Weise spüren.